Fachtagung Schemaarbeit 2024

Schemaarbeit im Kontext der Jugend- und Familienhilfe

Wenn alte Muster immer wieder zu den gleichen Konflikten führen

In der Schemaarbeit fassen wir verschiedene Ansätze der Beratung und Begleitung zusammen, die die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse der Schematherapie (nach Jeffrey E. Young) auf Mediation, Beratung, lösungsorientierte Kurzzeittherapien und pädagogische Konzepte übertragen. Die Schemaarbeit ermöglicht, die positiven Effekte des schematherapeutischen Vorgehens auch in Beziehungen zu nutzen, die eher beratend und begleitend und an schnellen und effizienten Veränderungsprozessen interessiert sind. Im Rahmen der Tagung stellen wir u.a. zwei unterschiedliche Ansätze der Schemaarbeit theoretisch und anhand von praktischen Beispielen in der Umsetzung vor:

Schemaberatung, Schemacoaching, Schemakurzzeittherapie: Im Rahmen der Schemaberatung werden den Klient*innen eigene Verhaltensweisen anhand des Schema- und Modus-Modells verständlich erklärt. Allein dadurch kann auch in vielen weiteren interpersonellen Situationen ein besseres Verständnis für das eigene Verhalten ermöglicht werden. Im Schemacoaching geht es bereits um die Herangehensweise zur Veränderung von schemabedingten Reaktionen, bei denen die Aktivierung von Ressourcen im Vordergrund steht. In der Stiftung Jugendnetzwerk wurde die Schemaarbeit seit 2017 in Kooperation mit dem Institut Handrock & Partner aus Berlin auf die Bedürfnisse der Jugend- und Familienhilfe zugeschnitten und schrittweise in alle Angebote implementiert: Aufsuchende Familienhilfe, begleitetes Jugendwohnen und betreute Wohngruppen.

Die Schemapädagogik ist ein pädagogischer Ansatz aus dem schulischen Umfeld für den Umgang mit herausfordernden Situationen mit Kindern, Jugendlichen bzw. Schüler*innen, der auf zwei wesentliche Punkte abzielt: Die Methode fokussiert sich einerseits auf die ressourcenorientierte Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, andererseits auf die Interaktion und Beziehung zwischen den Kindern respektive Teenagern und den Lehrpersonen. Das Jugendheim Lory arbeitet seit 2018 mit der von Dr. Marcus Damm entwickelten Schemapädagogik. Diese wurde in der Institution zu einem bereichs-übergreifenden pädagogischen Gesamtkonzept weiterentwickelt und implementiert.

Den Vormittag der Tagung wird Prof. Dr. Wolfgang Klug mit grundsätzlichen Fragen und Ansätzen zur Veränderungsmotivation von Klient*innen im Zwangskontext eröffnen, die er anhand von aktuellen Forschungsergebnissen präsentieren wird.

Schemaarbeit – Was ist das und was kann sie leisten?

DO 26. September 2024
09.00 – 17.00 Uhr

Veranstaltungsort

Volkshaus Zürich
Stauffacherstrasse 60
8004 Zürich

Website

Programm

08:15 Uhr Eintreffen bei Kaffee und Gipfeli

09:00 Uhr Begrüssung & Einführung: Ulli Meyer, Gesamtleiter Stiftung Jugendnetzwerk

09:15 Uhr „Sie können mir doch eh nicht helfen“ – Motivierte Klient*innen im Zwangskontext; Prof. Dr. Wolfgang Klug; Universität Eichstätt-Ingolstadt

Kennen Sie das? Der Jugendliche „vergisst“ Hausaufgaben, versäumt Termine, beantwortet Ihre Fragen nur unwillig – kurz: er ist nicht zur Mitarbeit motiviert. Gleichzeitig ist Veränderungsmotivation eine Voraussetzung zur Wirkmöglichkeit von pädagogischen Maßnahmen. Der Vortrag will helfen, den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand bezüglich des Motivationsphänomens zugänglich zu machen. Wir wollen versuchen zu verstehen, woher Motivationsprobleme kommen und wie man ihnen begegnen kann.

10:10 Uhr „Schemaarbeit – von der Couch zum Coach“ – Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Schematherapie und Schemaarbeit; Dipl. Psych. Maike Baumann, Präsidentin Verband Schemaarbeit D-A-CH e.V.

Ausgehend von den positiven Erfahrungen mit dieser Therapieform, gerade auch in psychisch hoch komplexen Lagen, entwickelte Frau Dr. Anke Handrock die Methoden der Schemaberatung, des Schemacoachings und der Schemakurzzeittherapie, kurz der Schemaarbeit, für den Einsatz außerhalb des psychotherapeutischen Settings. Der Vortrag stellt das zugrundeliegende Modell der Schemaarbeit vor und ermöglicht Chancen und Grenzen der Schemaarbeit im Vergleich zur Schematherapie transparent nachzuvollziehen. Es werden verschiedene bereits etablierte Anwendungsfelder der Schemaarbeit außerhalb einer Psychotherapie vorgestellt und Erfolge, Chancen, Herausforderungen und Grenzen jeweils kurz umrissen.

11:05 Uhr Pause

11:35 Uhr Schemapädagogik, Dominik Aebersold (Lehrperson/Ausbildner), Verein zur Förderung SchemaPädAgogik Schweiz VFSPA

Angehörige der Sozial- und Bildungsberufe müssen sich zunehmend mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinandersetzen, die herausfordernde Verhaltensweisen und psychische Auffälligkeiten/Störungen offenbaren. Diese führen oft auch zu massiven Krisen und Beziehungsstörungen im Berufsalltag. Dadurch steigen die Anforderungen an die Selbst-, Fach- und Sozialkompetenz der pädagogischen Fachkraft. Dr. Markus Damm, Institut für Schemapädagogik (D), hat die Schemapädagogik ursprünglich für den schulischen Kontext entwickelt. Mittlerweile wurde der Ansatz im Jugendheim Lory für die stationäre Jugendhilfe weiterentwickelt und erprobt. Es werden die Herleitungen, Einsatzbereiche und Erkenntnisse der Schemapädagogik vorgestellt. 

12:30 Uhr Mittagspause / Stehlunch

14:00 Uhr Fokus-Inputs I

A: Arbeit an und mit Schemata in den Angeboten des Jugendnetzwerks
Dipl. Psych. Maike Baumann und Angebotsleitungen Jugendnetzwerk
Die Schemaarbeit hat sich in der ambulanten, aufsuchenden und auch stationären Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien gut bewährt. Der Input ermöglicht, die konkrete Anwendung der Schemaarbeit im Jugend- bzw. Elterncoaching und im stationären Setting der Stiftung Jugendnetzwerk nachzuvollziehen – von der Schemaberatung über die Diagnostikphase, Fallkonzeption und den Einsatz ressourcenorientierter Interventionen bis zur Stärkung positiver Gegenschemata während der kindlichen Entwicklung.

B: «Lassen Sie mich in Ruhe mit dem Sch….!» – Erfolgreiche Schemapädagogik in der täglichen Anwendung am Beispiel des Jugendheim Lory
Dominik Aebersold, Lehrer & Erwachsenenbildner / / Danielle Estermann (Leitung Schule und Betriebe)
Der Input zeigt Ihnen auf, welche Auswirkungen die Entscheidung der konsequenten Ausrichtung auf schemapädagogische Arbeit in unserer Institution hat, wie SchemaPädAgogik im Jugendheim Lory umgesetzt wird und welche Entwicklungen gemacht werden konnten. Tauchen Sie ein, in die schemapädagogische Arbeit mit herausfordernden Jugendlichen im (schulischen) Alltag und lernen Sie wirkungsvolle Instrumente anhand von Beispielen aus der Praxis kennen. 

C: Schemabasierte Jugendcoachings mit kriminologischem Fokus
Oliver Falk, Jugendnetzwerk – Co-Leitung Familienaktivierung
In den strafrechtlich angeordneten Jugendcoachings kombinieren wir die methodisch-inhaltlichen Überlegungen der kriminologischen Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse (MIVEA) mit denen des Schemacoachings. Wir vertiefen diesen integrativen Ansatz, inkl. einer speziellen Schemacoaching-Variante, die in der Anwendung mit einer kriminovalenten Klientel besondere Akzentsetzungen hervorgebracht hat.    

D: Schemaarbeit im betrieblichen Kontext
Dr. med. Anke Handrock; Handrock & Partner Berlin
Ein klassisches Thema im betrieblichen Coachingkontext ist die Frage von Führungspersonen, wie sie mit unerwartetem und besonderem Verhalten von Mitarbeitenden zielführend umgehen können. Ausgehend vom Schemamodell werden Tools vorgestellt, um individuelle Stressreaktionen von Mitarbeitenden verstehbar zu machen, Vorhersagen treffen zu können und Führungspersonen so zu ermöglichen auch in den besonders herausfordernden Situationen eine gute emotionale Distanz zu halten und Mitarbeitende selbst unter hohem Stress erfolgreich führen zu können.

E: Praxis der Motivationsförderung in Zwangskontexten
Prof. Dr. Wolfgang Klug, Universität Eichstätt-Ingolstadt
Ziel ist es, zu ermutigen, „Motivationsarbeit“ als strukturierten Prozess in die tagtägliche Arbeit zu integrieren. Anknüpfend an den Vormittag sollen einige Methoden der Motivationsarbeit vorgestellt werden.

15:05 Uhr Kurze Pause – Wechsel der Fokus-Inputs

15:20 Uhr Fokus-Inputs II
Zweiter Durchlauf mit wechselnden Gruppen

16:20 Uhr Wechsel in den Hauptsaal

16:30 Uhr Zusammenfassung & Abschluss

Zielgruppen

Sozialpädagog*innen, Sozialarbeitende, Psycholog*innen, Pädagog*innen, Coaches und Berater*innen, Lehrer*innen, Schulsozialarbeitende, weitere Fachpersonen aus der Sozialarbeit, Justiz und Jugendanwaltschaften, Psychologie, Pflege und Gesundheit, Therapie, Schule und Beratung sowie Interessierte an Lösungsansätzen der psychosozialen Arbeit.

Referenten

Prof. Dr. Wolfgang Klug

Universität Eichstätt-Ingolstadt

Professor für Methoden der Sozialen Arbeit; Arbeits- und Forschungsschwerpunkte u.a. in der Wirkungsforschung der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Motivationsförderung bei schwer erreichbarem Klientel; Publikationen: u.a. Motivierte Klienten trotz Zwangskontext – Tools für die Soziale Arbeit, W. Klug & P. Zobrist, Ernst Reinhard Verlag München, 3. Auflage 2021

Dipl. Psych. Maike Baumann

Präsidentin Verband Schemaarbeit D-A-CH e.V.

Dipl. Psychologin, u.a. Int. zert. Mediatorin, DVNLP Lehrtrainerin und Master-Coach, Schemacoach / -supervisorin (Berliner Schule); Geschäftsführerin von Handrock & Partner Berlin, langjährige Dozentin Uni Potsdam, Psychotherapeutin, Bezugstherapeutin; Publikationen u.a. Schemaberatung, Schemacoaching, Schemakurzzeittherapie: Handrock A., Zahn C., Baumann M., Beltz, 2016

Dominik Aebersold

Vorstand Verein zur Förderung SchemaPädAgogik Schweiz VFSPA

Lehrer im Jugendheim Lory, Schemapädagoge, Mitverantwortung für die Schemapädagogik-Weiterbildung im Lory; Veröffentlichung: Damm Marcus, Aebersold Dominik, Estermann Danielle; Beziehungsgestaltung und Ressourcenförderung im Jugendheim Lory – Schemaarbeit in der stationären Jugendhilfe, Verlag Modernes Lernen 2021

Dr. med. Anke Handrock

Institut Handrock & Partner Berlin

Studium der Biologie und Zahnmedizin; Schematherapeutin, Institut für Schematherapie Frankfurt (IST-F) bei Dr. med. E. Roediger; Entwicklung von und Lehrtätigkeit im Bereich «Schemaberatung, Schemacoaching, Schemakurzzeittherapie» (seit 2005); Publikation u.a. Schemaberatung, Schemacoaching, Schemakurzzeittherapie: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial, Handrock A., Zahn C., Baumann M., Beltz, 2016

Oliver Falk

Jugendnetzwerk – Co-Leitung Familienaktivierung

Dipl. & Klin. (Fach-)Sozialarbeiter, Dipl. Kriminologe, MIVEA-Gutachter (Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse), Schemapädagoge, Zert. Schemacoaching, -kurzzeittherapie; Arbeitsschwerpunkt: angeordnete, strafrechtliche Jugendcoachings und Familienarbeit; Publikation: Schema- und Modus-basierte Arbeit mit delinquenten Jugendlichen, Beitrag in: Angewandte Schemapädagogik in Schule und Sozialer Arbeit, Herausgeber: Marcus Damm, Lit Verlag, 2020.

Termine & Kosten

Schemaarbeit in der Jugend- und Familienhilfe
Donnerstag 26.09.2024

Veranstaltungsort
Volkshaus Zürich, Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich

Kosten
CHF 250.– (inkl. Stehlunch)
Studententarif: CHF 180.– (inkl. Stehlunch) mit Kopie Studentenausweis, anderer Nachweis

Start
Ankunft ab 08.15 Uhr; Start 09.00 Uhr

Anmeldung:
Die Anmeldungen werden nach Eingangsdatum berücksichtigt. Die Rechnung wird Ihnen nach erfolgter Anmeldung zugestellt und gilt als Bestätigung Ihrer Teilnahme. Bestätigte Anmeldungen können nicht rückgängig gemacht werden.

Auskünfte:
Stiftung Jugendnetzwerk, Seestrasse 147, 8810 Horgen
Frau Zina Benbiri, Telefon: 044 727 40 20, info@jugendnetzwerk.ch


 

Veranstaltungsort

Volkshaus Zürich

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Kontakt

Stiftung Jugendnetzwerk
Zina Benbiri
Seestrasse 147
8810 Horgen

044 727 40 20
info@jugendnetzwerk.ch

Veranstaltungsort Volkshaus Zürich
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